Auslegung der international class rules

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Stefang
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Auslegung der international class rules

Beitrag von Stefang »

Liebe MM Forenmitglieder,
aktuell beschäftigt mich die Frage ob bei einem nach den international MM rules konformen Boot die Fockbaumbefestigung durch das Deck geführt werden darf. Ich finde keine Regel die so etwas direkt verbietet, möchte aber gern eure Einschätzung haben, ob es eine Regel gibt die es indirekt verbietet und ich etwas übersehe. Für mich wäre das nur ein "additional hole" im Sinne von R 1.1. Was unterhalb des Loches statt findet ist nach R1.2 dann frei gestellt, so das ich dort ein Röhrchen verbauen darf.
Zur verdeutlichung habe ich ein Bild von der zu diskutierenden Lösung angehängt.

-Wie interpretiert ihr die Regeln, ist so etwas konform oder nicht ?

Ich bin gespannt auf die Diskussion

Stefan
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A-55
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von A-55 »

Du weißt aber schon, daß der nächste GMMC nach deutschen Regeln stattfindet? ;) :lol:

Ich denke die Frage solltest Du eigentlich an die "internationalen" richten.

Nachdem aber die "strikte One Design Klasse" bereits durch DF65 abgedeckt ist, sollte die MM international auch etwas flexibler sein.

Nach meinen Erfahrungen vom Eurocup in Marienbad, werden die kleinen Feinheiten sowieso überbewertet und das Potential liegt zwischen den Ohren.

Weiterhin viel Spaß beim tüfteln.
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bora
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von bora »

Hallo Stefan,

ich antworte mal etwas ausführlicher auch für die Mitleser, die noch nicht solange dabei sind..
Die MMi-Regeln wurden ja vor ein paar Jahren an die durch den Herstellerwechsel verursachten Veränderungen angepasst. Ich war daran etwas beteiligt und kann nur sagen, dass die zusätzlichen Bohrungen zu keiner Zeit ein Thema waren.

Ich selbst fand diesen Satz in den Regeln schon immer irgendwie unpräzise, hatte aber keine Lust, damals noch eine weitere Baustelle zu eröffnen. Was ursprünglich bezweckt werden sollte, kann ich nicht mehr erinnern. Das müsste uns vielleicht jemand erklären, der schon von Anfang an dabei war. Um das Thema Foliendeck und Gewicht kann es ja wohl nicht geben. Dafür gibt es das Mindestgewicht. Aber wer weiß. Der erste MMi Regelsatz wurde auch etwas von einer damaligen Deutsch-Niederländischen „Freundschaft“ geprägt.

Warum ich die Regelung so seltsam finde.. Man bohrt normalerweise folgende Löcher ins Deck, die dann auch offen bleiben:
Fockschotdurchführung
Großschotdurchführung
Ruderstange
Ruderkoker
evtl. noch Wasserabflussöffnung und Großschottrimmung.
Damit ist die Zahl 6 erreicht.

Dazu bohrt man aber je nach Ausführung noch diverse weitere Löcher ins Deck:
2x Mastplatte
4-5x Kabinenhaubenriegel
Haken für Fockbaumbefestigung
Achterstagbefestigung
Kielbefestigung
Also zusätzlich bis zu 10 „additional holes in the deck“

Ich klebe bei meinen Booten die Kabinenhauben mit Tape und verzichte auf die Riegel. Dafür habe ich einen von außen über eine Umlaufschot verschiebbaren Akkuschlitten in jedem Boot, der zusätzliche zwei Bohrungen benötigt. (Bild) Das wurde bei diversen EM’s noch nie bemängelt.
Und aus dem oben dargestellten Sachverhalt wüsste ich auch nicht, wie jemand gegen die von dir dargestellte Fockschotbefestigung argumentieren wollte. Nach meiner Einschätzung ist diese Anordnung regelkonform.

Dazu kommt, wie Udo auch bemerkt hat, dass man seit Jahren eher bemüht ist, die immer weniger werdenden MM-Segler zusammenzuhalten anstatt mit kleinlichen Regelauslegungen abzuschrecken. Ich kann mich an Regatta-Einladungen erinnern, die sogar in NL erlaubten, mit deutschen Booten teilzunehmen.

Vielleicht noch eine technische Bemerkung zu dieser Fockschotbefestigung. Die Variante ist ja nicht ganz neu.
Die in den Rumpf verlängerte „Schnur“ soll auch bei einem sehr tief am Deck angeordneten Fockbaum ein leichteres Drehen bei leichtem Wind ermöglichen und ein unfreiwilliges Kippen der Fock auf eine Seite verhindern. Ich hatte das an ein oder zwei Booten auch schon probiert. Der erhoffte Effekt kann imho eigentlich nur eintreten, wenn man es gleichzeitig schafft, die Befestigung genau in der Mitte des Röhrchens zu halten. Sobald man über die Kante rutscht ist der Effekt fast weg und man hat nur eine weitere Stelle, an der eine „Schnur“ durchscheuern kann.

Ich habe deshalb irgendwann darauf verzichtet, den Fockbaum so zu befestigen und versuche stattdessen die Riggspannung an die verschiedenen Windverhältnisse anzupassen. Bei sehr wenig Wind braucht man fast keine Achterstagspannung und es reicht, wenn das Vorstag gerade mal die Fock trägt. Dann dreht auch alles leicht, kippt vor dem Wind nicht hin und her und zusätzlich bekommt das Großsegel durch den geraden Mast noch eine schöne Tiefe. Das ist natürlich nur meine Meinung, andere trimmen ihre Boote anders..

Grüße
Ralf
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GER30
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von GER30 »

Hallo Freunde,

nach meiner Erinnerung ging es bei der Fockbefestigung lediglich um die Festlegung der Befestigungsposition auf dem Deck.
Die koreanischen Produkte hatten anders als die von Graupner keine Markierung mehr auf dem Vordeck.

Beim EC 2023 wurden die Boote wie üblich nach MMI Regeln geprüft, das wird auch 2024 wieder so gemacht

Nach den aktuellen MMI Regeln für das Rigg wird lediglich die Positionierung und eine flexible Befestigung, nicht aber die genaue Ausführung der Fockbaum-Befestigung abgehandelt:
"4.12 The jib boom must be connected to the deck with the use of a flexible connector in the standard position as indicated in the Graupner, Graupner/SJ, or Hacker Model Production construction drawing.
- On some decks of the 2014.V2 there is no or a wrong marking for the position of the jib attachment. It should be 176 mm from the middle of the mast-position, measured in the length-direction of the boat. See figure 3."
Die Zahl der offenen Bohrungen im Deck etc. dürfte kein Thema sein.

Ich werde die Frage aber mal den Kollegen im MMI Büro vorlegen.
Und ich interpretiere den Forenbeitrag als Indiz, dass eine Teilnahme am Euro Cup der MM in Eindhoven bei uns in Deutschland auf Interesse stösst.

Gruß
Martin

Wer genauere Infos möchte:
MMI Class Rules 20210217.pdf
(996.75 KiB) 41-mal heruntergeladen
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von Maverike »

Hallo Ralf,
warum hast du den Draht für das Rudergestänge so gebogen,war er zu lang? :D (nicht so ernst nehmen)

Gruß Manfred
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Stefang
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von Stefang »

Ich danke euch für eure Einschätzungen bis hierhin.

Udo, du hast natrülich vollkommen recht, eine solche Lösung wird zu keinem signifikanten Vorteil auf dem Wasser führen.
Mir geht es eher darum, ob ich zur EM ein Boot aus dem Bestand einsetzen kann, oder ein neues baue(n muss).

Martin, die 176 mm habe ich bereits nachgemssen, dass passt.

Gruß
Stefan
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von GER30 »

Hallo Stefan,
es ist wie schon vermutet, diese Ausführung der Fockbefestigung ist regelkonform.
Gruß
Martin
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Stefang
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von Stefang »

Martin,
danke für die konkrete Aussage.
Dann brauche ich ja nur einen neuen Kiel und eine Handvoll neuer Rigss zu bauen :P

Die Euro ist jedenfalls fest eingeplant

Stefan
MM 468
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GER30
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Re: Auslegung der international class rules

Beitrag von GER30 »

Hallo Stefan,

die Notwendigkeit einer "Rigg-Aufrüstung" für den EC in Eindhoven dürfte sich nach meiner Einschätzung in Grenzen halten, denn das Revier zählt sicher nicht zu den Starkwind - Regionen in den Niederlanden. Segelgrößen D und E werden eher nicht erforderlich sein.

Eine sauber vorbereitete, recht standardmäßige MM (also insbesondere ohne Foliendeck), wie sie auch für "normale" Regatten bei uns hier genutzt wird, passt bestens. Dazu ein Kiel, der knapp unter 420 Gramm Gewicht hat. Segelsätze, welche die Maximalwerte der MMI Klassenregeln einhalten - und ein dann startklares Boot mit mindestens (und eher wenig über) 860 Gramm Gesamtgewicht - Fertig!

Auch in den Niederlanden entscheidet letztlich der Skipper mit seinen Fähigkeiten über das Ergebnis - und vielleicht ein wenig Revierkenntnis.
Die kann man sich z. B. am 18.01.24 aneignen:
NL Wintercup Regatta Eindhoven

Gruß
Martin
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