Die meisten Micro Magic Käufer sind sicherlich Hobbysegler, die nie an einer Regatta teilnehmen. Wenn der Wind zu stark wird, packen sie eben ein. Und auch unter den Regattaseglern hat lange nicht jeder einen schweren Kiel. Mit entsprechendem Trimm (Segelprofil flach, viel Twist, viel Spannung auf den Stagen, Segel nicht zu dicht, Akku ganz hinten und vielleicht noch 50 g Zusatzballast auf dem Rumpfboden) kann eine Standard Micro Magic auch bei kräftigem Wind noch um den Kurs bewegt werden. Trotzdem hat man natürlich mit einem schwereren Kiel einen gewissen Vorteil.
Aber der deutsche Markt ist nur ein Teil des Gesamtmarktes, weshalb die potentiellen Verkaufszahlen für schwere Kiele natürlich begrenzt sind. Verständlich also, dass Hacker da bisher gezögert hat. Die müssen schließlich mit unserem Hobby Geld verdienen. Auch in absoluten Hoch-Zeiten der MM gab es beim früheren Vollsortimenter Graupner keine schweren Kiele.
Deshalb haben sich die MM Regattasegler schon immer bei den RG 65 Lieferanten bedient. Da gab es u.a. einen Experten, der wunderschön gedrehte Kielgewichte mit Messingkern hergestellt hat und in seiner Einzelfertigung auch die kleinen Unterschiede zwischen MM und RG 65 Anhängen berücksichtigen konnte. Dabei geht es neben dem Gewicht in erster Linie um die Positionierung der Finne. Die RG 65 hängen das Blei fast mittig unter die Finne, während wir bei MM die Finne besser weiter vorne einkleben, um das Zusatzgewicht ins Heck zu bekommen. Leider hat Manfred seine Fertigung schon vor einiger Zeit offiziell eingestellt.
Es gibt aber auch MM Segler, die zwar etwas einfachere aber durchaus brauchbare Gewichte für Starkwind-MM-Kiele gießen und ab und zu mal so ein Gewicht übrig haben. Ich würde bei einer Regatta einfach mal bei den anderen Seglern nachfragen, egal ob im Westen oder im Süden.
Wenn man sich unsere Gemeinsamkeiten mit dem RG 65 Markt anschaut, dann fällt einem natürlich als erstes die DF 65 ein. Deren Kielgewicht kann man für gut 30 Euro einzeln kaufen. Ich glaube es liegt bei ca. 550 Gramm, was zusammen mit einer MM-Finne abhängig von der sonstigen Bearbeitung einen knapp 600 Gramm schweren Kiel ergeben würde. Zusammen mit etwa 800g Bootsgewicht ergäbe das eine Kombination, die von mittlerem bis starkem Wind einen weiten Bereich abdecken würde.
Wie sollte so ein Starkwindkiel aussehen?
An dem Boot auf dem Foto ist ein 460g Kiel montiert, darunter liegt ein 640g Kiel (jeweils Gesamtgewicht Ballast und Finne). Wie man sieht, wird die zusätzliche Länge des schwereren Bleis komplett hinter der Finne angeordnet. Man muss das Zusatzgewicht ins Heck verlagern, um ein Eintauchen des Bugs bei Downwind Kursen zu verhindern. Die MM hat so einen dicken Hintern, dass ihr das, sobald etwas Fahrt im Boot ist, nicht weiter schadet. Das Heck kann im Ruhezustand durchaus ein paar mm eintauchen.
Um den Kiel in dieser Form herzustellen muss man eventuell den Schlitz im Gewicht der DF etwas nach vorne verlängern oder die MM-Finne vorne unten etwas aussparen oder auch beides. Ich habe diese konkrete Kombination noch nicht ausprobiert. Sie unterscheidet sich aber wenig von anderen Kielen, die ich schon gebaut habe. Hinweise zum sicheren Verkleben von Kielen gibt es auch einige hier im Forum und für den unwahrscheinlichen Fall, dass da noch Blei zum Einsatz kommt, muss man beim Bearbeiten des Gewichts natürlich unbedingt die einschlägigen Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Ich würde mich freuen, wenn jemand, der Bedarf und Zeit hat, das einmal ausprobiert und hier berichtet.
Und dann bin ich da heute über eine Neuvorstellung von Hacker gestolpert, eine RG 65 namens Reggae 21. Die hat natürlich ein schwereres Kielgewicht. Nur die Öffnung für die Finne ist für uns zu weit in der Mitte. Da wären nun seitens Hacker verschiedene Lösungen denkbar, z.B. Öffnung nachträglich auffräsen und den mittigen Rest später zuspachteln oder Öffnung gleich bei der Produktion anders positionieren.. Könnte jedenfalls eine Lösung sein, bei der man ohne komplett neues Werkzeug auskommt.
Ich habe jedenfalls die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Einige Anregungen von Seglern sind ja tatsächlich schon umgesetzt worden.
Grüße
Ralf
Und dann noch ein Dämmerungsfoto, das zeigt, was ein ganz Verrückter in seinem Wohnmobil spazieren fährt. Nicht dass noch der Verdacht aufkommt, ich weiß nicht worüber ich rede
