Ein paar Gedanken zur New Micro Magic
Verfasst: 06.10.2020, 21:30
Vorab, ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, zusammen mit einem neuen Hersteller die Fortsetzung des Bootes und damit den weiteren Bestand der Klasse zu realisieren.
Elmer Boon, der unbestritten seit Jahren beste Niederländische Micro Magic Segler hatte Ende letzten Jahres glücklicherweise die Aufgabe übernommen, die technische Umsetzung zu betreuen. Er hat bis zur Ankündigung der Produktion Ende September sehr viel Zeit investiert und verdient dafür den Dank von allen MM Seglern!
Ich finde, das Ergebnis ist hervorragend. Nach Elmers Meinung ist es noch nicht perfekt. Er hat mich um ein paar Ergänzungen zur Rumpfform gebeten. Ich komme dem gerne nach, auch wenn ich schon einige Zeit keine Gelegenheit mehr hatte, an einer Ranglistenregatta teilzunehmen. Und wenn ich schon dabei bin..
Verbesserungen
Alleine beim Betrachten der Bilder fallen viele Details auf, die ich nur kurz erwähnen will.
Wie Norbert schon geschrieben hat, ist das Rigg sehr clever gestaltet. Die vielen Silikonabschnitte erlauben eine sichere und einfach Einstellung, die Haken einen schnellen Wechsel, die Patches an den Segeln haben eine vernünftige Größe, die Anschlagpunkte sind mit Ösen verstärkt, das Vorliek der Fock sieht sehr gut gestaltet aus, das Top ist vernünftig angeschlagen, das Vorliek des Großsegels braucht keine Spannung und deshalb auch keine Verstärkung. Das Segelmaterial sieht nicht so aus, als ob es bei den ersten Regentropfen die Form verliert.
Die Fockschotdurchführung ist etwas erhöht, was den Wassereintritt gegenüber der alten Version deutlich reduziert.
Der mit einer Schraube fixierte Lümmelbeschlag ist überarbeitet.
Der Niederholer wird auch mit Silikon gesichert statt mit unpraktischen Kontermuttern.
Keine überflüssigen Verstärkungen.
..fast alles Dinge, die ich mit vielen Jahren Erfahrung an meinen Tuningbooten bisher selbst eingebaut habe – jetzt ab Werk.
Die Laschen zur Fixierung der Haube haben jetzt eine brauchbare Länge.
Die Kielflosse gibt schon den Winkel für das Einkleben vor – eine große Erleichterung und nebenbei ist auch noch Platz für etwas extra Blei, um nahe an die 420g zu kommen.
Der einzige Vorschlag, der mir ad hoc noch einfällt, wäre ein Zickzack in der Ruderstange, um das kleine Servo vor Beschädigungen bei Kollisionen zu schützen (Bild Servosafer). Das kann man aber relativ einfach selbst umsetzen.
Rumpf
Nach vielen Jahren Racing MM hatten wir einige Jahre MM V2 aus China, mit gewissen Abweichungen beim Rumpf, die den Zusammenbau enorm erschwerten und beim Segeln ein deutlich früheres Eintauchen vor dem Wind verursachten. In Verbindung mit den ebenfalls neuen Kielschwertern aus China gab es diverse Anpassungsprobleme, die man nicht für alle Rumpf-Kielkombinationen lösen konnte. Wir hatten das Thema in früheren Berichten ausgiebig betrachtet.
Elmer hat entschieden, die neue MM als Kopie seiner Racing MM, oder wie inzwischen häufig benannt V1 von 2014 aufzulegen – eine nachvollziehbare und vernünftige Entscheidung. Auf lange Sicht betrachtet Kontinuität, die von einer V2 nur vorübergehend unterbrochen wurde.
Deshalb kann er absolut nicht nachvollziehen, dass das Heck der NMM nun plötzlich nochmal flacher und breiter als das Heck der (tatsächlich flacheren und breiteren) V2 sein soll. Er bestreitet das vehement. Ich habe kein neues Boot hier und kann das deshalb nicht beurteilen, aber vielleicht wurde an dem kürzlich dargestellten Boot einfach vor dem Verkleben zu viel weggeschliffen..
Konzept
Vom neuen Hersteller Hacker gibt es einen Bausatz für 175 Euro. Hier kann sich der erfahrene MM Bastler das Boot nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen.
Für wenig mehr Geld gibt es eine ARTR Version (198,-) bei der das nicht ganz einfache Verkleben von Rumpf, Deck und Kieltasche schon erledigt ist. Trotzdem kann man den weiteren Ausbau noch selbst gestalten. So etwas gab es bisher nicht.
Für 225 € noch eine Version mit eingebauten Standard-Servos, die man dann mit einer schon vorhandenen Fernsteuerung betreiben kann, auch noch nicht da gewesen.
Für 288€ eine Version incl. Sender und Empfänger.
Alles von einem europäischen Hersteller - was will man mehr..
Weniger Gewicht?
Laut Elmer wurde das Deck mit einer Materialstärke von 1,0 mm festgelegt. Das ist auf keinen Fall schwerer als bei den V1 Versionen. Die V2 hatten anfangs 1,1, später teilweise 1,3mm (entspricht etwa 10g Mehrgewicht).
Der Rumpf der V1 hatte an der dicksten Stelle 1,0mm. An der dünnsten Stelle am Bug unterhalb der Deckskante blieben nach dem Ziehen noch rund 0,3mm ABS übrig, was gerade bei etwas älteren Booten zu diversen Rissen führte. Ich kann mich noch gut an eine Europameisterschaft erinnern, bei der ich nach einigen Kollisionen abends im Supermarkt händeringend nach geeigneten Joghurtbechern gesucht habe, um das Leck abzudichten. Graupner konnte das in der deutschen Produktion nicht besser. Bei der Produktion der V2 in China wurde auf 1,1mm Wandstärke erhöht. Damit war das Thema Risse im Rumpf erledigt. Der Unterschied beim Gewicht betrug 10 (!) Gramm. Diverse Carbon Edition Versionen hatten übrigens noch dickeres Material und noch deutlich höheres Gewicht.
Wenn ich nun am 25.9. lese, dass die ARTR mit Standard RC knapp 830 Gramm wiegt, dann denke ich, dass das ein super Ergebnis ist. Die V2 Versionen waren deutlich schwerer.
Laut Elmer wiegt das Boot mit 65g Akku und Standard Servos 850 Gramm. Leichtere, digitale Servos, Lipo-Zellen bis runter zu 1S, von mir aus ein ausgeschnittenes Deck mit Folie und schon ist man easy unter 800 Gramm. Wer mag, gerne noch einen leichteren Kiel und schon hat man einen Floh, der zumindest bei spiegelglattem Wasser nicht ins Hüpfen kommt, wodurch unweigerlich die Strömung an den Segeln abreißen würde. Einen Vorteil in der Leichtwind-Regatta hätte man damit eher nicht.
Ich bin jahrelang in Deutschland bei Leichtwind mit meinen MMI Booten gefahren, etwas Ballast raus und 2S Lipo 450 mAh statt 850 mAh, Bootsgewicht ca. 820g, habe deswegen nie den Spaß vermisst und bin ganz nebenbei auch relativ zügig vorangekommen. Der richtige Trimm des Riggs, und ein gewisses Gefühl von den Haarspitzen bis zu den Fingern sind viel wichtiger als 20 Gramm Bootsgewicht.
Natürlich ist oben weniger Gewicht und dafür mehr im Kiel immer vorteilhaft. Und die schweren V2 Versionen, vor allem die Fertigboote hatten mit über 900 Gramm und dickem Segelmaterial wirklich ein Handicap bei sehr wenig Wind. Aber anhand der aktuellen Daten kann ich nur hoffen, dass bei Hacker genügend Sachverstand vorhanden ist, nicht noch eine überflüssige Version mit reduzierter Wandstärke und Stabilität nachzuschieben. Es gibt keinen Grund einen geplanten Kauf aufzuschieben. Die 4 Versionen sind perfekt, mehr verwirrt nur.
Grüße
Ralf
Elmer Boon, der unbestritten seit Jahren beste Niederländische Micro Magic Segler hatte Ende letzten Jahres glücklicherweise die Aufgabe übernommen, die technische Umsetzung zu betreuen. Er hat bis zur Ankündigung der Produktion Ende September sehr viel Zeit investiert und verdient dafür den Dank von allen MM Seglern!
Ich finde, das Ergebnis ist hervorragend. Nach Elmers Meinung ist es noch nicht perfekt. Er hat mich um ein paar Ergänzungen zur Rumpfform gebeten. Ich komme dem gerne nach, auch wenn ich schon einige Zeit keine Gelegenheit mehr hatte, an einer Ranglistenregatta teilzunehmen. Und wenn ich schon dabei bin..
Verbesserungen
Alleine beim Betrachten der Bilder fallen viele Details auf, die ich nur kurz erwähnen will.
Wie Norbert schon geschrieben hat, ist das Rigg sehr clever gestaltet. Die vielen Silikonabschnitte erlauben eine sichere und einfach Einstellung, die Haken einen schnellen Wechsel, die Patches an den Segeln haben eine vernünftige Größe, die Anschlagpunkte sind mit Ösen verstärkt, das Vorliek der Fock sieht sehr gut gestaltet aus, das Top ist vernünftig angeschlagen, das Vorliek des Großsegels braucht keine Spannung und deshalb auch keine Verstärkung. Das Segelmaterial sieht nicht so aus, als ob es bei den ersten Regentropfen die Form verliert.
Die Fockschotdurchführung ist etwas erhöht, was den Wassereintritt gegenüber der alten Version deutlich reduziert.
Der mit einer Schraube fixierte Lümmelbeschlag ist überarbeitet.
Der Niederholer wird auch mit Silikon gesichert statt mit unpraktischen Kontermuttern.
Keine überflüssigen Verstärkungen.
..fast alles Dinge, die ich mit vielen Jahren Erfahrung an meinen Tuningbooten bisher selbst eingebaut habe – jetzt ab Werk.
Die Laschen zur Fixierung der Haube haben jetzt eine brauchbare Länge.
Die Kielflosse gibt schon den Winkel für das Einkleben vor – eine große Erleichterung und nebenbei ist auch noch Platz für etwas extra Blei, um nahe an die 420g zu kommen.
Der einzige Vorschlag, der mir ad hoc noch einfällt, wäre ein Zickzack in der Ruderstange, um das kleine Servo vor Beschädigungen bei Kollisionen zu schützen (Bild Servosafer). Das kann man aber relativ einfach selbst umsetzen.
Rumpf
Nach vielen Jahren Racing MM hatten wir einige Jahre MM V2 aus China, mit gewissen Abweichungen beim Rumpf, die den Zusammenbau enorm erschwerten und beim Segeln ein deutlich früheres Eintauchen vor dem Wind verursachten. In Verbindung mit den ebenfalls neuen Kielschwertern aus China gab es diverse Anpassungsprobleme, die man nicht für alle Rumpf-Kielkombinationen lösen konnte. Wir hatten das Thema in früheren Berichten ausgiebig betrachtet.
Elmer hat entschieden, die neue MM als Kopie seiner Racing MM, oder wie inzwischen häufig benannt V1 von 2014 aufzulegen – eine nachvollziehbare und vernünftige Entscheidung. Auf lange Sicht betrachtet Kontinuität, die von einer V2 nur vorübergehend unterbrochen wurde.
Deshalb kann er absolut nicht nachvollziehen, dass das Heck der NMM nun plötzlich nochmal flacher und breiter als das Heck der (tatsächlich flacheren und breiteren) V2 sein soll. Er bestreitet das vehement. Ich habe kein neues Boot hier und kann das deshalb nicht beurteilen, aber vielleicht wurde an dem kürzlich dargestellten Boot einfach vor dem Verkleben zu viel weggeschliffen..
Konzept
Vom neuen Hersteller Hacker gibt es einen Bausatz für 175 Euro. Hier kann sich der erfahrene MM Bastler das Boot nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen.
Für wenig mehr Geld gibt es eine ARTR Version (198,-) bei der das nicht ganz einfache Verkleben von Rumpf, Deck und Kieltasche schon erledigt ist. Trotzdem kann man den weiteren Ausbau noch selbst gestalten. So etwas gab es bisher nicht.
Für 225 € noch eine Version mit eingebauten Standard-Servos, die man dann mit einer schon vorhandenen Fernsteuerung betreiben kann, auch noch nicht da gewesen.
Für 288€ eine Version incl. Sender und Empfänger.
Alles von einem europäischen Hersteller - was will man mehr..
Weniger Gewicht?
Laut Elmer wurde das Deck mit einer Materialstärke von 1,0 mm festgelegt. Das ist auf keinen Fall schwerer als bei den V1 Versionen. Die V2 hatten anfangs 1,1, später teilweise 1,3mm (entspricht etwa 10g Mehrgewicht).
Der Rumpf der V1 hatte an der dicksten Stelle 1,0mm. An der dünnsten Stelle am Bug unterhalb der Deckskante blieben nach dem Ziehen noch rund 0,3mm ABS übrig, was gerade bei etwas älteren Booten zu diversen Rissen führte. Ich kann mich noch gut an eine Europameisterschaft erinnern, bei der ich nach einigen Kollisionen abends im Supermarkt händeringend nach geeigneten Joghurtbechern gesucht habe, um das Leck abzudichten. Graupner konnte das in der deutschen Produktion nicht besser. Bei der Produktion der V2 in China wurde auf 1,1mm Wandstärke erhöht. Damit war das Thema Risse im Rumpf erledigt. Der Unterschied beim Gewicht betrug 10 (!) Gramm. Diverse Carbon Edition Versionen hatten übrigens noch dickeres Material und noch deutlich höheres Gewicht.
Wenn ich nun am 25.9. lese, dass die ARTR mit Standard RC knapp 830 Gramm wiegt, dann denke ich, dass das ein super Ergebnis ist. Die V2 Versionen waren deutlich schwerer.
Laut Elmer wiegt das Boot mit 65g Akku und Standard Servos 850 Gramm. Leichtere, digitale Servos, Lipo-Zellen bis runter zu 1S, von mir aus ein ausgeschnittenes Deck mit Folie und schon ist man easy unter 800 Gramm. Wer mag, gerne noch einen leichteren Kiel und schon hat man einen Floh, der zumindest bei spiegelglattem Wasser nicht ins Hüpfen kommt, wodurch unweigerlich die Strömung an den Segeln abreißen würde. Einen Vorteil in der Leichtwind-Regatta hätte man damit eher nicht.
Ich bin jahrelang in Deutschland bei Leichtwind mit meinen MMI Booten gefahren, etwas Ballast raus und 2S Lipo 450 mAh statt 850 mAh, Bootsgewicht ca. 820g, habe deswegen nie den Spaß vermisst und bin ganz nebenbei auch relativ zügig vorangekommen. Der richtige Trimm des Riggs, und ein gewisses Gefühl von den Haarspitzen bis zu den Fingern sind viel wichtiger als 20 Gramm Bootsgewicht.
Natürlich ist oben weniger Gewicht und dafür mehr im Kiel immer vorteilhaft. Und die schweren V2 Versionen, vor allem die Fertigboote hatten mit über 900 Gramm und dickem Segelmaterial wirklich ein Handicap bei sehr wenig Wind. Aber anhand der aktuellen Daten kann ich nur hoffen, dass bei Hacker genügend Sachverstand vorhanden ist, nicht noch eine überflüssige Version mit reduzierter Wandstärke und Stabilität nachzuschieben. Es gibt keinen Grund einen geplanten Kauf aufzuschieben. Die 4 Versionen sind perfekt, mehr verwirrt nur.
Grüße
Ralf