Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

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bora
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Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

Beitrag von bora »

Vorab, ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, zusammen mit einem neuen Hersteller die Fortsetzung des Bootes und damit den weiteren Bestand der Klasse zu realisieren.

Elmer Boon, der unbestritten seit Jahren beste Niederländische Micro Magic Segler hatte Ende letzten Jahres glücklicherweise die Aufgabe übernommen, die technische Umsetzung zu betreuen. Er hat bis zur Ankündigung der Produktion Ende September sehr viel Zeit investiert und verdient dafür den Dank von allen MM Seglern!

Ich finde, das Ergebnis ist hervorragend. Nach Elmers Meinung ist es noch nicht perfekt. Er hat mich um ein paar Ergänzungen zur Rumpfform gebeten. Ich komme dem gerne nach, auch wenn ich schon einige Zeit keine Gelegenheit mehr hatte, an einer Ranglistenregatta teilzunehmen. Und wenn ich schon dabei bin..


Verbesserungen
Alleine beim Betrachten der Bilder fallen viele Details auf, die ich nur kurz erwähnen will.

Wie Norbert schon geschrieben hat, ist das Rigg sehr clever gestaltet. Die vielen Silikonabschnitte erlauben eine sichere und einfach Einstellung, die Haken einen schnellen Wechsel, die Patches an den Segeln haben eine vernünftige Größe, die Anschlagpunkte sind mit Ösen verstärkt, das Vorliek der Fock sieht sehr gut gestaltet aus, das Top ist vernünftig angeschlagen, das Vorliek des Großsegels braucht keine Spannung und deshalb auch keine Verstärkung. Das Segelmaterial sieht nicht so aus, als ob es bei den ersten Regentropfen die Form verliert.

Die Fockschotdurchführung ist etwas erhöht, was den Wassereintritt gegenüber der alten Version deutlich reduziert.

Der mit einer Schraube fixierte Lümmelbeschlag ist überarbeitet.

Der Niederholer wird auch mit Silikon gesichert statt mit unpraktischen Kontermuttern.

Keine überflüssigen Verstärkungen.

..fast alles Dinge, die ich mit vielen Jahren Erfahrung an meinen Tuningbooten bisher selbst eingebaut habe – jetzt ab Werk.

Die Laschen zur Fixierung der Haube haben jetzt eine brauchbare Länge.

Die Kielflosse gibt schon den Winkel für das Einkleben vor – eine große Erleichterung und nebenbei ist auch noch Platz für etwas extra Blei, um nahe an die 420g zu kommen.

Der einzige Vorschlag, der mir ad hoc noch einfällt, wäre ein Zickzack in der Ruderstange, um das kleine Servo vor Beschädigungen bei Kollisionen zu schützen (Bild Servosafer). Das kann man aber relativ einfach selbst umsetzen.


Rumpf
Nach vielen Jahren Racing MM hatten wir einige Jahre MM V2 aus China, mit gewissen Abweichungen beim Rumpf, die den Zusammenbau enorm erschwerten und beim Segeln ein deutlich früheres Eintauchen vor dem Wind verursachten. In Verbindung mit den ebenfalls neuen Kielschwertern aus China gab es diverse Anpassungsprobleme, die man nicht für alle Rumpf-Kielkombinationen lösen konnte. Wir hatten das Thema in früheren Berichten ausgiebig betrachtet.

Elmer hat entschieden, die neue MM als Kopie seiner Racing MM, oder wie inzwischen häufig benannt V1 von 2014 aufzulegen – eine nachvollziehbare und vernünftige Entscheidung. Auf lange Sicht betrachtet Kontinuität, die von einer V2 nur vorübergehend unterbrochen wurde.
Deshalb kann er absolut nicht nachvollziehen, dass das Heck der NMM nun plötzlich nochmal flacher und breiter als das Heck der (tatsächlich flacheren und breiteren) V2 sein soll. Er bestreitet das vehement. Ich habe kein neues Boot hier und kann das deshalb nicht beurteilen, aber vielleicht wurde an dem kürzlich dargestellten Boot einfach vor dem Verkleben zu viel weggeschliffen..


Konzept
Vom neuen Hersteller Hacker gibt es einen Bausatz für 175 Euro. Hier kann sich der erfahrene MM Bastler das Boot nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen.

Für wenig mehr Geld gibt es eine ARTR Version (198,-) bei der das nicht ganz einfache Verkleben von Rumpf, Deck und Kieltasche schon erledigt ist. Trotzdem kann man den weiteren Ausbau noch selbst gestalten. So etwas gab es bisher nicht.

Für 225 € noch eine Version mit eingebauten Standard-Servos, die man dann mit einer schon vorhandenen Fernsteuerung betreiben kann, auch noch nicht da gewesen.

Für 288€ eine Version incl. Sender und Empfänger.

Alles von einem europäischen Hersteller - was will man mehr..


Weniger Gewicht?
Laut Elmer wurde das Deck mit einer Materialstärke von 1,0 mm festgelegt. Das ist auf keinen Fall schwerer als bei den V1 Versionen. Die V2 hatten anfangs 1,1, später teilweise 1,3mm (entspricht etwa 10g Mehrgewicht).

Der Rumpf der V1 hatte an der dicksten Stelle 1,0mm. An der dünnsten Stelle am Bug unterhalb der Deckskante blieben nach dem Ziehen noch rund 0,3mm ABS übrig, was gerade bei etwas älteren Booten zu diversen Rissen führte. Ich kann mich noch gut an eine Europameisterschaft erinnern, bei der ich nach einigen Kollisionen abends im Supermarkt händeringend nach geeigneten Joghurtbechern gesucht habe, um das Leck abzudichten. Graupner konnte das in der deutschen Produktion nicht besser. Bei der Produktion der V2 in China wurde auf 1,1mm Wandstärke erhöht. Damit war das Thema Risse im Rumpf erledigt. Der Unterschied beim Gewicht betrug 10 (!) Gramm. Diverse Carbon Edition Versionen hatten übrigens noch dickeres Material und noch deutlich höheres Gewicht.

Wenn ich nun am 25.9. lese, dass die ARTR mit Standard RC knapp 830 Gramm wiegt, dann denke ich, dass das ein super Ergebnis ist. Die V2 Versionen waren deutlich schwerer.

Laut Elmer wiegt das Boot mit 65g Akku und Standard Servos 850 Gramm. Leichtere, digitale Servos, Lipo-Zellen bis runter zu 1S, von mir aus ein ausgeschnittenes Deck mit Folie und schon ist man easy unter 800 Gramm. Wer mag, gerne noch einen leichteren Kiel und schon hat man einen Floh, der zumindest bei spiegelglattem Wasser nicht ins Hüpfen kommt, wodurch unweigerlich die Strömung an den Segeln abreißen würde. Einen Vorteil in der Leichtwind-Regatta hätte man damit eher nicht.

Ich bin jahrelang in Deutschland bei Leichtwind mit meinen MMI Booten gefahren, etwas Ballast raus und 2S Lipo 450 mAh statt 850 mAh, Bootsgewicht ca. 820g, habe deswegen nie den Spaß vermisst und bin ganz nebenbei auch relativ zügig vorangekommen. Der richtige Trimm des Riggs, und ein gewisses Gefühl von den Haarspitzen bis zu den Fingern sind viel wichtiger als 20 Gramm Bootsgewicht.

Natürlich ist oben weniger Gewicht und dafür mehr im Kiel immer vorteilhaft. Und die schweren V2 Versionen, vor allem die Fertigboote hatten mit über 900 Gramm und dickem Segelmaterial wirklich ein Handicap bei sehr wenig Wind. Aber anhand der aktuellen Daten kann ich nur hoffen, dass bei Hacker genügend Sachverstand vorhanden ist, nicht noch eine überflüssige Version mit reduzierter Wandstärke und Stabilität nachzuschieben. Es gibt keinen Grund einen geplanten Kauf aufzuschieben. Die 4 Versionen sind perfekt, mehr verwirrt nur.

Grüße
Ralf
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bora
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Re: Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

Beitrag von bora »

Der erste gute Eindruck von der Konzeption der NMM bestätigt sich auch bei näherem Hinsehen. Da gibt es edit: (Edelstahl Schrauben, CFK Teile für den Innenausbau) ersetzt durch:, laut Teileliste Edelstahlschrauben, Teile für den Innenausbau, die zwar nicht aussehen wie CFK, aber leicht und steif sind, eine offensichtlich sehr gute Passform von Rumpf zu Deck und warum auch immer aktuell einen 10 % Preisnachlass. Ich habe den Eindruck dass da eine Firma versucht, ein wirklich gutes RC Segelboot anzubieten.

Inzwischen kommen von verschiedenen Seiten mehr und mehr Details zusammen. Ich will deshalb hier nochmal fortsetzen, um die Übersichtlichkeit nicht durch noch mehr Threads weiter zu beeinträchtigen.


Wie bei jedem Serienstart tauchen nach den ersten Auslieferungen ein paar Kleinigkeiten auf, die auf den letzten Metern vielleicht schief gegangen sind und noch etwas Potential für Verbesserungen darstellen.

Das Thema Verkleben der Kiel/Masttasche wurde schon ausführlich besprochen. Aktuell steht immer noch die Empfehlung für Sekundenkleber Gel im Raum. Neben den Bedenken zur Haltbarkeit will ich noch einen weiteren Aspekt Richtung Hacker senden und zwar die korrekte Positionierung dieses Teils zwischen Rumpf und Deck. Nach mehr als 10 gebauten Booten kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das ohne Aufsetzen des Decks und mit eingeschobener Kielflosse und eingesetztem Mast sauber gelingen soll. Mit einer professionellen Vorrichtung in der Serienfertigung mag das gelingen, aber wie macht es der gemeine Bastler zuhause, der versucht, der über viele Jahre erprobten Vorgehensweise zu folgen? Muss man also einen gelförmigen Sekundenkleber finden, der wasserbeständig ist, ein paar Minuten Zeit gibt bevor er aushärtet und danach noch flexibel bleibt?

Ich denke nein! Die Kieltasche aus Polyamid, welche Spezifikation auch immer, ist ein Fremdkörper in der Mitte eines ABS Bootes. In meinen Augen ist das ein Designfehler von jemand, dem die Problematik des PA Klebens nicht bewusst war. Was auch immer an evtl. geeigneten Klebern erhältlich ist, ist eher für den gewerblichen Einsatz bestimmt, teuer, toxisch und oft nur in großen Gebinden erhältlich. Warum ist das so? Weil man dem privaten Bastler, der etwas verkleben soll normalerweise eben keine schwer verklebbaren Kunststoffe anbietet. Elmer hat neulich nochmal Sikaflex erwähnt. Gemeint ist eine wasserfeste, klebende Dichtmasse. Davon gibt es sehr viele verschiedene Versionen auch von anderen Herstellern. Ich meine mich an Bauberichte aus den Anfangszeiten von MM zu erinnern, in denen auf diese Weise verklebt wurde. Vielleicht ist das übergangsweise eine praktikable Lösung. Wesentlich besser wäre es jedoch, die Produktion umzustellen und wieder ein ABS-Teil zu verwenden, egal ob einteilig oder zweiteilig.

Wenn man den Seglern Bastelarbeit ersparen will, dann sollte man besser bei RTR Versionen Kielflosse und Blei verkleben und lackieren. Das ist eine Arbeit, die kein Käufer eines Fertig-Bootes machen will.

Und weil wir schon bei zweifelhaften CA Empfehlungen sind… den Ruderkoker klebt man nicht wie in den aktuellen Veröffentlichungen empfohlen mit Sekundenkleber ein. Früher oder später holt man sein Boot aus dem Wasser, greift es dafür am Heck und plötzlich rutscht das Deck auf dem Ruderkoker auf und ab. Bei den ersten ausgelieferten ARTR Booten ist das schon vorgekommen. Eine nachträgliche, dauerhafte Reparatur ist dann nicht ganz einfach.

Um es richtig zu machen raut man das Messingröhrchen oben und unten etwas auf oder kratzt ein paar umlaufende Riefen hinein, entfettet alles und verklebt dann mit Stabilit Express. Dabei sollte man keine unendlich großen Stabilit -Türmchen errichten, besser einen kleinen Vulkan-Gipfel. Eine weitere Erleichterung ist es, wenn man am Ruderkoker oben zunächst eine kleine ABS Scheibe in einer vorher ermittelten Position aufklebt (Türmchen hier natürlich nach unten) und die Aussparung im Deck etwas größer als den Ruderkoker macht. Dann kann man nach dem Verkleben von Rumpf und Deck das Ruder einstecken, sauber ausrichten und die kleine Scheibe und das Deck mit ein paar Tropfen Uhu Plast special ohne Zeitdruck verschweißen.

Wenn man dann schon den Stabilit zur Hand hat, kann man damit auch das Blei an die Kielflosse kleben. Dafür muss man nicht noch zusätzlich UHU endfest kaufen. Man muss nur für eine formschlüssige Verbindung sorgen, d.h. nicht nur auf die Klebekräfte vertrauen, sondern mit Kratzern im Blei und Löchern oder Einschnitten im Kiel Kanten schaffen, aus denen der hartgewordene Kleber nicht mehr rauskommt. Falls das in Textform nicht ganz klar wird, Bilder zu den letzten beiden Schritten findet man in meinen Bauberichten.

Zurück zu den nMM Besonderheiten:

Die von mir weiter oben gelobte Fockschotdurchführung ist ein bisschen zu lang geraten. Es besteht die Gefahr, dass die Fockschot daran hängen bleibt. Beim Kit besser vor dem Einbau etwas kürzen, bei ARTR evtl. auf Deck einen umlaufenden Kegel (z.B. aus Stabilit) anbringen, über den die Schot gleiten kann.

Die Ösen in den Segeln sind zwar nett, zumindest die Ösen an der Fock haben aber einen viel zu großen Abstand vom Vorliek. Da sollte man sich mit einer heißen Nadel neue Löcher in die Verstärkungen brennen. An der Stelle scheint sowieso schon dreifach Material zu sein. Man kommt deshalb sehr wahrscheinlich ohne zusätzliche Verstärkung aus.

Die Laschen zur Fixierung der Kabinenhaube sind jetzt zwar ausreichend lang, aber zumindest bei den ersten Auslieferungen etwas dünn. Je nachdem, wie man die Dichtung einklebt, bauen die dünnen Teile eventuell nicht genügend Druck auf.

Das Thema deutsche Leichtversion will ich jetzt nicht nochmal aufgreifen. Die Behauptung 1mm Rumpfmaterial sei völlig unkritisch und hätte noch nie Probleme verursacht ist schlicht falsch und wird auch durch mehrmalige Wiederholung nicht richtiger.

Schade, dass aus der Mitte der MM Segler solche Fehlinformationen an den Hersteller gehen.

Wenn man Herrn Hacker über deutsche Besonderheiten informieren möchte, dann könnte man ihm sagen, dass wir hier mit schweren Kielen fahren. Und ein laut Teileliste 5 mm starker Mast ist schlichtweg zu weich, um die Kräfte zu übertragen, die das Boot verarbeiten kann, wenn 520 oder gar 620 Gramm unter dem Rumpf hängen. 5mm Masten kommen aus einer Zeit, in der es noch keine schweren Kiele gab und finden immer noch Anwendung in der MMI Szene, wo man nur die Bausatz Kiele fahren darf. Da macht es Sinn, wenn das Rigg bei entsprechender Belastung etwas aufmacht. Das reduziert die Luvgierigkeit in Böen und erweitert damit den Einsatzbereich eines Riggs etwas nach oben.

Weil es allerdings nicht ganz einfach ist, ein Rigg mit einem 5mm Mast gut zu trimmen, fahren auch bei MMi viele mit 6mm Masten. Wer sich ein 6mm Rohr nachträglich kaufen möchte, sollte nach 6/5er Rohr suchen. Ein 4 mm Innendurchmesser bringt kaum zusätzliche Biegesteifigkeit aber deutlich mehr Gewicht. Die deutschen Klassenregeln erlauben übrigens maximal 6,5 mm Mastdurchmesser.

Grüße
Ralf

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Re: Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

Beitrag von bora »

Nach den Erkenntnissen von einigen Bausatzkäufern muss man die Materialbezeichnung von Hacker bezüglich des Segelservoarms und der Servobretter –angeblich CFK- doch etwas anzweifeln. Ich habe deshalb den obigen Post etwas verändert..

Das Rigg der nMM wurde im Forum schon kurz angesprochen. Etwas ausführlicher erklärt wurde es aber noch nicht. Deshalb dazu ein paar Bemerkungen (viel Text aber immer noch eine eher knapp gehaltene Erklärung):

Auf die Unterschiede zwischen MMi und MM nach deutschen Klassenregeln bezüglich Kiele/Wechselriggs und deren Einfluss auf die Stärke des Mastes bin ich oben eingegangen. Aber es gibt auch zwei grundsätzlich verschiedene Versionen des Lümmelbeschlags und mindestens 2 verschiedene Arten, Wechselriggs zu fahren.

Lümmelbeschlag:
Bei dem bekannten Graupner Beschlag dreht sich der Großbaum um einen Drehpunkt, der deutlich hinter dem Mast liegt. Es gibt aber auch viele Segler, die einen Tuning-Großbaum, meist kugelgelagert, fahren, der um die Mittelachse des Mastes dreht. Durch die unterschiedlichen Geometrien bleiben bei den letzteren beim Fieren/Dichtholen das Profil und die projizierte Fläche in Fahrtrichtung konstant während bei den Originalbeschlägen beim Fieren das Profil etwas tiefer und die Segelfläche vor dem Wind etwas reduziert wird.

Ich habe mich vor Jahren nach Lesen der damals geposteten Beiträge und eigenen Überlegungen für selbstgebaute, kugelgelagerte und axiale Lümmelbeschläge entschieden, die nebenbei auch einen einfachen Wechsel des gesamten Riggs erlauben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinerlei internationale Ambitionen.

Elmer, dessen Racing EM-Boot die Vorlage für die Entwicklung bei Hacker war, bevorzugt die Version mit nach achtern versetztem Drehpunkt, weil er gerne ein tieferes Profil hat, wenn das Boot raumer segelt. Das entspricht dem, was wir auch machen würden, wenn wir selbst auf einem Segelboot sitzen- hier nur eben automatisch.

Dazu kommt, dass das Boot bei MMi mit dem kleinen Kiel downwinds in Böen viel früher den Bug ins Wasser steckt, als bei deutschen Booten. Eine Reduzierung der projizierten Fläche vor dem Wind, egal wie gering auch immer, erweitert deshalb bei MMi auch hier wieder den möglichen Einsatzbereich eines Riggs nach oben. Unsere deutschen Kiele sind nicht nur schwerer, sondern haben auch einen deutlich nach achtern verlagerten Schwerpunkt.

Zum Wechseln von Riggs:
Das ist in Deutschland eher selten. Viele nicht ganz so „verrückte“ Segler kommen mit dem A-Rigg und einem oder zwei Zusatzkielen aus. Bei MMI geht ein vollständiger Segelsatz von A bis F-Rigg. Manche haben kein F, manche dafür zusätzlich ein Leichtwind A.

Wenn man diese Riggs jeweils komplett tauscht, tauscht man natürlich auch 6 zugehörige Lümmelbeschläge nebst Großbaum mit Anschlagteilen. Wenn das gekaufte Originalteile sind, ist das gar nicht mal so billig. Unter anderem deshalb nutzen einige Segler auch eine Variante, bei der Mastfuß, Lümmelbeschlag und Großbaum auf Deck bleiben und nur der Mast mit dem angeschlagenen Groß und der Fock getauscht wird.

Bei dieser Variante muss dann zum Wechseln des Riggs neben den Stagen und der Fockschot anstatt der Großschot des Großsegels dessen Vorliek und Schothorn ausgehängt werden.

Ich will die sich ergebenden Unterschiede hier nicht weiter diskutieren. Es ist jedenfalls so, dass bei Elmers Boot beim Riggtausch der Großbaum etc. am Boot verbleibt. Die nMM nimmt diese Version auf. Für den deutschen Normalsegler, der nur ein Rigg hat, ist das weniger wichtig. Wer allerdings einen schnellen Wechsel von Komplettriggs haben möchte, muss sich so wie schon immer überlegen, was er am besten umsetzen kann.

Aber man muss sich nun wenigstens nicht mehr wundern, warum es so ist wie es ist.

Weitere Infos zu diesem Thema gibt es in einem Beitrag von Elmer im NL Forum https://micro-magic.nl/vast-lummelbeslag-op-de-nmm/

Dort gibt es auch schon einen kompletten Baubericht zur nMM von Geert mit einigen interessanten Details https://micro-magic.nl/Forum/viewtopic.php?f=23&t=287

und einige etwas präzisere Hinweise zum Verkleben https://micro-magic.nl/lijmverbindingen-in-de-nmm/

Die Übersetzung von NL nach D mit einem gängigen translater liefert leider nicht immer ganz so verständliche Übersetzungen.

Grüße
Ralf
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Re: Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

Beitrag von bora »

Ich hatte diesen Thread Anfang Oktober gestartet, weil ich von den vielen konzeptionellen Verbesserungen an der nMM ziemlich angetan war. Endlich mal eine Weiterentwicklung, die schon ab Werk praktische Verbesserungen liefert, die vorher den erfahrenen Regattaseglern vorbehalten waren - Verbesserungen, die mit Graupner und vor allem mit Graupner/SJ aus verschiedenen Gründen leider nicht umgesetzt werden konnten.

Jetzt steht Weihnachten vor der Tür und meine anfängliche Begeisterung hat sich schrittweise in eine ziemliche Enttäuschung verwandelt.

Zwischen den ersten Prototypen und dem Serienstart ist doch so einiges schief gegangen. Anstatt die Vorteile des neuen Bootes klar herauszustellen, wurde mit diversen Fehlinformationen Verwirrung geschaffen. Vieles wird angekündigt, aber nicht realisiert. Auf den letzten Metern der Umsetzung wurden einige technische Fehler eingebaut. So etwas passiert praktisch bei jedem Serienstart, allerdings vermisst man doch etwas eine Reaktion seitens Hacker auf das Feedback der MM-Segler.

Das ist nicht mehr zeitgemäß. Jeder Chinesische Hersteller von günstigen Küchenmixern gibt inzwischen direkte Antworten auf Nachfragen von potentiellen Kunden.

Die Ergebnisse der professionellen Klebeversuche zur Kieltasche sind längst überfällig. Es steht immer noch die Empfehlung für den Industrie-Sekundenkleber aus dem Hause Hacker im Raum.

Hinter den Kulissen hat der Frust über die Zusammenarbeit zwischen „Hacker Experten“ und „Segler Laien“ zu personellen Veränderungen geführt, die der Sache nicht unbedingt dienlich sind.

In NL hat man jetzt festgestellt, dass die bisher ausgelieferten Decks eine Wandstärke von 1,3 statt 1,0 mm haben. Gleichzeitig gibt es Spekulationen, dass damit Dichtungsproblemen an der Haube „repariert“ werden sollen. Da erscheint die Ankündigung einer Light-Version doch plötzlich in einem ganz anderen Licht – allerdings wenn schon, dann bitte für alle.

Aber Hacker ist offensichtlich schon am nächsten Projekt, einer RG 65.

Ob die Art, wie die nMM bis jetzt eingeführt wurde, eine Empfehlung für die nächste RC Segelklasse darstellt, müssen die RG 65 Segler entscheiden. Die lesen hier ja auch mit.

Natürlich hat ein Hersteller, der mit einem Produkt Geld verdienen muss, nicht die gleichen Interessen, wie ein Hobby oder Regatta RC-Segler. Aber wenn man mit der nMM etwas mehr vor hat, als bei schönem Wetter ab und zu über den Teich zu segeln, dann gibt man Hacker aktuell vielleicht besser noch etwas Zeit, die Kinderkrankheiten zu beheben.

Grüße
Ralf
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Re: Ein paar Gedanken zur New Micro Magic

Beitrag von bora »

Inzwischen sind nochmal einige Wochen vergangen.

Die Undichtigkeiten an der Kiel-/Masttasche sind geklärt. Günstige, geeignete Kleber wurden gefunden. Bis auf weiteres versiegelt man die etwas poröse Kiel-/Masttasche. Verbesserte Versionen kommen demnächst zum Einsatz. Die Wandstärken von Rumpf und Deck sind vernünftig. Andere Detailverbesserungen sind schon umgesetzt oder in der Mache. Eine verbesserte Bauanleitung ist wohl angekündigt.

Ein Teil der berichteten Probleme betraf offensichtlich nur einzelne Prototypen oder die ersten Serienboote. Es hat laufende Verbesserungen gegeben. Was wie schon erwähnt leider komplett gefehlt hat, war eine entsprechende Kommunikation von der Herstellerseite.

Ohne den Einsatz einiger MM-Segler und deren Berichte würden wir hier immer noch im Dunkeln tappen und wären noch nicht mal in der Lage Neueinsteigern sinnvolle Antworten auf ihre Fragen zu geben.

Mittlerweile liegen mehrere Bauberichte vor mit deren Hilfe man eine neue MM zusammenbauen kann. Und in denen findet man auch Tipps zur Behebung der anfänglich und vielleicht auch jetzt noch vorhandenen Problemstellen. Weitere Hinweise in dieser Richtung sind angekündigt.

Meine vorübergehend etwas eingetrübte Stimmung zum neuen Boot ist jedenfalls wieder so positiv wie nach der Betrachtung der ersten Bilder. Besonders erfreulich finde ich, dass man einen fertig verklebten Rumpf kaufen kann, der mit geeigneter RC Ausstattung einem guten Bausatzboot in nichts nachsteht. Wenn Hacker bei den Fertigmodellen für einen vertretbaren Aufpreis auch noch einen verklebten Kiel beilegen würde, wäre das für viele die perfekte Lösung.

Wenn ich mal wieder den Kopf freihabe, hole ich mir einen neuen Bausatz und versuche damit ein paar Segelvergleiche. Ob ich das noch in diesem Jahr schaffe, hängt allerdings stark davon ab, was die neuen „Problemviren“ so alles mit sich bringen.

Grüße
Ralf
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