Ich denke, der GMMC 2022 hat einen angemessenen Bericht verdient. Ich versuche das mal..
Location
Wir MM Segler haben ja eher selten die Gelegenheit, die Anlagen von DSV Vereinen zu nutzen. Dass das in diesem Jahr bei der WSG Gelderland möglich war, ist ein großer Glücksfall.
Man parkt auch mit vielen Wohnmobilen im Schatten direkt am Vereinsgelände. Es gibt ein großes Clubhaus und auch Freigelände wo man Sitzen, Grillen, Quatschen kann. Gesegelt wird direkt davor, die Bahn kann am Ufer abgelaufen werden. Und auch sehr wichtig: Abgesehen von ein, zwei ganz kleinen Pflanzenresten war der See absolut krautfrei – und das im Juli.
Wir wurden fast die ganze Zeit über von Siggi, dem RC Segeln Vorstand des Vereins betreut, der sichtlich stolz war, uns „sein“ Gelände anbieten zu können und der offensichtlich auch viel Spaß mit uns MM Seglern hatte. Wenn Siggi mal nicht da war, wurde er von seinem Bruder

vertreten, mit dem das mindestens genauso viel Spaß gemacht hat. Einer der beiden war auch immer zur Stelle, wenn ein Boot zum Bojenlegen oder für einen Rettungseinsatz gebraucht wurde.
Das Vereinsgelände liegt am Nordufer eines 25 Meter tiefen Baggersees, eigentlich perfekt, außer es ist Nordwind.
Wetter
Von Freitag bis Sonntag kam der Wind –ihr ahnt es schon- aus nördlichen Richtungen. Die ersten beiden Tage konnte der Wind aus Nordwest noch einigermaßen parallel zum Ufer drehen. Am Sonntag wurde er dann deutlich schwächer und drehte etwas nach rechts. Das Ergebnis waren Verhältnisse, wie man sie vom Aachener Weiher in Köln kennt. Zur Erklärung für nicht ortskundige: Ein Boot segelt, ein anderes, das zwei Meter daneben ist, bleibt stehen. Oder, man segelt zur Luvtonne und wechselt dabei 2 bis 3 mal von am Wind auf downwinds und wieder zurück.
Das ist natürlich auch ein bisschen Lotterie, aber am Ende muss man sagen, dass die Segler, die am konzentriertesten gesegelt sind und sich am besten auf die Verhältnisse eingeschossen haben, vorne gelandet sind. Es gab durchaus Regelmäßigkeiten, auf die man sich einstellen konnte, aber nur mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas über 50%
Am Sonntag war es zeitweise so schwachwindig bzw. öfter mal für mehrere Minuten windstill, dass es sogar für MM Verhältnisse grenzwertig war. Die Truppe konnte sich aber nicht auf Abbrechen verständigen. Ich bin mir allerdings sicher, dass Yogi vorzeitig nach Hause gefahren wäre
Das hört sich blöd an, aber überwiegend waren die Windverhältnisse im Rahmen und Windkapriolen sind bei weitem nicht so ärgerlich wie Lotto mit Kraut am Kiel.
Segeln
Die meisten Teilnehmer sind schon am Freitagnachmittag eingetrudelt und haben auch die Gelegenheit genutzt, bei A-Wind die Verhältnisse etwas zu testen.
Am Samstag war der Wind ähnlich. Zwischendurch briste es allerdings etwas auf. Ich hatte zeitweise einen 520g Kiel unter dem Rumpf und Geert ist vorübergehend mit dem B-Rigg gesegelt.
Schon nach wenigen Läufen wurde klar, dass es schwierig sein würde, den „Holländer“ zu schlagen. Geert hatte keinen einzigen groben Ausrutscher, war fast immer vorne oder ganz vorne dabei. Meistens das Beste aus den Drehern gemacht (ich war ein paarmal knapp hinter ihm und hatte eine Runde später eine halbe Bahn Abstand), bei jeder Kleinigkeit sofort einen Kringel gemacht, kein lauter Ton.. so stellt man sich einen guten und fairen Segler vor. Ich kenne einige sehr gute NL-Segler. Fast alle sind nicht ganz so ruhig und etwas egoistischer unterwegs. Und auch der der ein oder andere Deutsche könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.
Nach den ersten 4 gab es von Platz 5 bis 9 ein sehr enges Mittelfeld. Beeindruckend die Performance von Kalle, der sich am Sonntag von Platz 9 auf Platz 5 vorgesegelt hat. Wenn man sich die knappen Abstände anschaut, hat jeder von 6 bis 9 wahrscheinlich einen Lauf im Kopf, in dem er aus Pech oder mit einem kleinen Fehler mehrere Boote hat vorbeiziehen lassen. Mais, c’est la vie!
Die Leistung von Rian finde ich auch bemerkenswert. Sie saß beim Segeln direkt am Wasser an der Einsetzstelle. Ich habe mich in der Mittagspause mal dazugesetzt und musste feststellen, dass ich von dieser Position aus nicht segeln könnte. 20 Meter von der Startlinie entfernt und ohne Winkel von oben auf die Bahn, da wird jede Begegnung und jede Tonnenrundung zum Problem – zumal die Bahn für MM-Verhältnisse sehr lang war. Ich glaube, die einzelnen Läufe (2 Runden) dauerten jeweils so ca. eine halbe Stunde. Das gleiche gilt natürlich auch für Martin, der direkt daneben saß, aber ganz offensichtlich an den beiden Tagen mehr Wert auf eine gepflegte Unterhaltung als auf das letzte Quäntchen Performance gelegt hat
Organisation
Wer war das eigentlich? Marco ist klar, Manni hat anscheinend mit Siggi die Location klar gemacht und die Bahn ausgelegt. Martin hat bei der ersten Besprechung berichtet, was „man“ zum Ablauf beschlossen hat. Vor Ort gekümmert haben sich neben diese dreien vor allem Katja, Ulrike und Olli.
Neben der ganzen Regattaorganisation noch Einkaufen, Verpflegen, Abspülen und das über mehrere Tage.. Nur nochmal zur Erinnerung: Wir durften das Vereinsgelände mit seiner gesamten Infrastruktur nutzen. Aber im Vergleich zu Schotten, wo Marcus mit einigen Vereinsmitgliedern und der Hilfe einiger Segler die früheren GMMC-Veranstaltungen geschmissen hat, wo es ein Vereinslokal gab, das die Verpflegung übernommen hat – das wurde praktisch alles von den oben genannten Personen gewuppt. Schon alleine die Bereitschaft so eine Veranstaltung in dieser Weise durchzuführen verdient großen Respekt. Natürlich haben auch ein paar Leute mitgeholfen, beim Grillen, Frittieren, Abspülen – hier muss man Gero besonders hervorheben, Profi Abspüler und mit Sicherheit auf dem Weg zum Millionär

. Aber man kann sich eigentlich gar nicht oft genug bedanken für den riesigen Aufwand, um ein paar MM-Seglern eine Freude zu machen.
Ein bisschen Manöverkritik sollte aber auch erlaubt sein, man versucht ja normalerweise nächstes Mal noch besser zu sein..
Die Ankündigung, die Wettfahrten wie eine MM Ranglistenregatta durchzuführen hat sicherlich bei einigen direkt Zweifel aufkommen lassen. Wir haben dann zwar noch beschlossen, wenigstens die Startlinie überwachen zu lassen, aber die Idee eine internationale Regatta nach Art eines Freundschaftstreffens durchzuführen, ist einfach keine gute. So eine basisdemokratische Einstellung mag beim Ultimate Frisbee funktionieren, aber sicherlich nicht, wenn ein Haufen hochmotivierter alter Männer aufeinander trifft.
Es gab schon beim ersten Lauf Unklarheiten über die Ziellinie, später über Pausen und deren Länge, warten wir auf jemanden oder nicht, hat der einen Defekt oder wechselt er nur schon wieder den Akku, war das der letzte Lauf oder kommt doch noch einer… Gerade für Teilnehmer aus dem Ausland ist es sehr schwierig bei viel Gesabbel von unterschiedlichen Meinungen die offizielle Entscheidung herauszufinden.
Nach einigen konspirativen Unterhaltungen am Samstag haben die Mädels wie Norbert schon geschrieben hat dann am Sonntag etwas mehr dirigiert und das war auch gut so.
Man muss nicht eine WM verdächtige Orga mit Schiedsrichtern, Observern und Protestverhandlungen als Schreckensszenario aufrufen um dann auf alles zu verzichten. Es gibt bewährte Mittelwege und wie auch sonst im Leben ist es meistens vorteilhaft, wenn einer die Mütze auf hat. Wir können in unserer Klasse die meisten Wegerechtssituationen sicherlich selbst regeln. Aber einer, der nicht an der Regatta teilnimmt, muss wenigstens klare Ansagen machen, was wann wie passiert, wann geredet wird und wann Ruhe ist und dann gibt es auch keine Missverständnisse und auch kein Palaver während der einzelnen Läufe.
Die letzten Bemerkungen ändern nichts daran, dass das eine sehr schöne Veranstaltung war, bei der man ein paar alte Bekannte (eigentlich ziemlich wenige) und vor allem auch neue interessante Menschen kennenlernen konnte. Und dabei den ganzen Tag über die Sonne im Gesicht – ich habe jetzt noch Spaß damit.
Danke nochmal ans Ausrichterteam und an die Siggi’s; ich komme da gerne wieder hin!
Ralf