MM Anachronist

Bootsvorstellungen, Bauberichte, ...
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GER30
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MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Hallo miteinander,

nach langer Pause konnte ich endlich mal in den Bastelkeller und ein länger geplantes Projekt umsetzen: eine möglichst regattataugliche MM zu bauen für meine bevorzugte Freizeitaktivität: mit Freunden MM – Wettsegeln.

Meine aktuell genutzte rMM habe ich aus einem Bausatz 2016 gebaut. Die ist in MM international (Mindestgewicht 860 Gramm) einsetzbar, für deutsche Verhältnisse aber etwas übergewichtig.

Für den Neubau konnte ich einen alten rMM Bausatz aus der Produktion vor 2013 verwenden, den ich nach Bootsregeln 2004 Up 2008 aufgebaut habe. So kann ein gewichtsoptimiertes Boot entstehen – ein nicht unwesentlicher Faktor für Regattatauglichkeit.

Zunächst zwei Bilder, die den Gewichtsvorteil Alt (Bausatz rMM ca. 2012) gegen Neu (Bausatz rMM 2017) dokumentieren. Erfreuliche ca. 48 Gramm Unterschied fallen da schon mal an.

Die Bausatzteile aus alter Produktion:
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Die Bausatzteile aus neuer Produktion:
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Und nach den o. g. Bootsregeln ist ein Foliendeck der nächste Schritt zur Gewichtsoptimierung. Dies bringt hier weitere etwa 19 Gramm Gewichtsersparnis

Gewicht Deckel unbearbeitet
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Werkzeug und Folgen :D
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Gewicht Deckel ausgefräst
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Blick aufs Endergebnis
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Vorläufig folierter Deckel zur Gewichtsermittlung
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Zuletzt geändert von GER30 am 08.05.2018, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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GER30
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Re: MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Kurzer thematischer Ausflug und eine Klärung hinsichtlich der Gewichtsoptimierung: es geht nicht darum, ein Boot mit besonders geringem Gesamtgewicht zu bauen. Vielmehr soll der Bootsschwerpunkt möglichst weit nach unten wandern. Das „oben“ am Bootsrumpf etc. gesparte Gewicht geht in das Kielblei.
Aufgrund der o. g. Bootsregeln ist in Deutschland die Anpassung des Bootes an wechselnde Windverhältnisse durch die Nutzung von Wechselkielen üblich. Daher werden Kiele mit Gewichten so zwischen 400 und 600 Gramm eingesetzt.
Für den Regattaeinsatz der MM in Deutschland ist neben dem Standardkiel von ca. 420 Gramm daher wenigstens ein weiterer Kiel mit etwa 500 Gramm nötig.
Hier ein Überblick über Kiele für meine „neue“ rMM. Die haben alle die alte (!) cMM Kielflosse, welche in die alte (!) Mast-Kieltasche passt (die ist etwas schmaler ist als die aktuelle).

Überblick über die Kiele
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Soviel zu Kielen, im Bastelkeller folgt als nächstes der restliche der Ausbau des Deckels.
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GER30
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Re: MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Der Deckelausbau muss natürlich vor dem Verkleben mit der Rumpfschale erfolgen. Auch hier kann man Gewicht sparen, ohne Festigkeit einzubüßen.

Holz- und Gewichtsersparnis
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Endausbau des Deckels
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Beim Rumpfausbau müssen logischerweise die Mast-Kieltasche und der Ruderkoker „richtig“ eingesetzt werden, damit das Boot ordentlich segelt. Die RC- Aufnahmeplatte kommt möglichst weit nach unten – Schwerpunktpflege.

Endausbau Rumpfschale
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Rumpfschale und Deckel sind verklebt, nun ist auch die D-c-fix-Folie mit Carbonlook aufgebracht.
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Re: MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Zum Innenleben: Die RC - Komponenten habe ich der angestrebten Gewichtsoptimierung entsprechend ausgewählt. Da ist ein Kompromiss zwischen Gewicht und Belastbarkeit fällig. Meiner lautet: Ruderservo Graupner/SJ DES 261, Segelservo Graupner/SJ DES 476, Empfänger Graupner/SJ GR 12. Energieversorgung: 4 Zellen Sanyo NiMh Eneloop 800 mAh. Neuere Akkutypen sind leichter, aber die zur Spannungsregelung nötige Zusatzelektronik verringert diesen Gewichtsvorteil wieder – und diese Elektronik ist ein zusätzliches Bauteil, das ausfallen könnte. Energieversorgung der RC ist von außen ohne Öffnen der Haube schaltbar.

So sieht es aus:
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Die MM kommt im Allgemeinen mit sehr wenigen Riggs aus, wenn man sie mit den schon besprochenen Wechselkielen ausstattet.
Mein Riggbestand ist relativ umfangreich, da ich halt auch MM international segle. Dort schreibt das Reglement den Standardkiel 420 Gramm vor und das Boot wird mit unterschiedlich großen Segeln an die Windverhältnisse angepasst. Da vorhanden, werden die nun auf dem neuen Boot auch eingesetzt.
Ein neues Rigg brauche ich also jetzt nicht bauen. Ich müsste (und habe natürlich seinerzeit) dabei dann den Aspekt Gesamtgewicht auch beachten. Der Aufbau von Mast und Bäumen, Verwendung weniger und leichter Beschläge usw. ist ein weiteres Betätigungsfeld für Bastler.

Meine Riggs
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Überblick über das Deck
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Details Fockbaum
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Details Großbaum
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Das wars dann schon!
Zuerst das Ergebnis in Sachen Gewichtsoptimierung:
Segelfertig ohne Kiel - Ich bin zufrieden.
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Fertig!
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Zuletzt geändert von GER30 am 08.05.2018, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Beim GMMC in Inheiden wird sich erweisen, ob das Boot gut läuft. Das allerdings ist bestenfalls die halbe Miete, entscheidend für Regattaerfolge sind immer die Fähigkeiten des Steuermannes. Und da ist bei mir noch viel Luft nach oben …

Nachbetrachtung:
Ich habe mit dem Bau hier quasi einen Schritt in die MM - Vergangenheit getan. Die aktuelle MM – Zeit ist (logischerweise) anders als die frühere.

Die in diesem Jahr 2018 auf 20 Jahre (!!) zurückblickende MM - Klasse schwächelt, weit entfernt vom Erfolg früherer Jahre. Deutlich weniger aktive MM -Segler treffen sich auf seltener werdenden Regatten. Und das Bootsmaterial hat sich über die Jahre verändert – es gibt einen heterogenen Bootsbestand insofern, als sich die Boote zwar äußerlich wenig unterscheiden, aber „innere Werte“ oder Gesamtgewichte durchaus verschieden sind. Dazu kommt dann noch der Unterschied zu Booten nach MM International – Bauvorschriften.

Sieht man sich dazu noch die Entwicklung in der Modellbau - Szene an, so ist die schwächelnde Nachfrage generell und der Trend „Fertigmaterial“ anstatt Modell - BAU unübersehbar. Im RC – Segeln gibt es bis auf die DF 65, DF 95 und den RC-Laser keine One-Design-Boote, die man fast „out-of-the-box“ aufs Wasser bringen kann. Der Zugang zum RC Segeln mit der MM hat auch die Hürden „Herstellungsaufwand“ und „Heterogenität“. Der ist im Vergleich zu anderen Klassen noch überschaubar, aber vorhanden.

Um die MM für die Zukunft fitter zu machen, sollten wir meiner Meinung nach mal bei Gelegenheit über eine One-Design-/ “Out-of-the-Box“ – Variante (!!) der MM nachdenken. Mit der MM RFH haben wir einen Ansatz dafür bereits beim Hersteller im Programm.

Mir hat es wieder großen Spaß gemacht, die nach deutscher Bootsregel möglichen Freiheiten im Bau zu nutzen – und eine solche One-Design-MM – Variante darf weder dazu führen, dass die Möglichkeiten für Bastler wegfallen, noch das die zahlreich vorhandenen MM - Boote nicht mehr eingesetzt werden können.

Aber: unternehmen wir nichts, wird sich aktuelle Entwicklung eher nicht ändern.

Jedenfalls habe ich vor dem Hintergrund dieser Nachbetrachtung mein Boot „Anachronist“ genannt.

Viele Grüße
Martin
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GER30
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Re: MM Anachronist

Beitrag von GER30 »

Ergänzung:
Während der Vorbereitungen für den GMMC machte der eingebaute Schalter Probleme.
Also raus damit, statt dessen kurzes Kabel und ein Patch auf die Öffnung.
Brachte eine weitere Gewichtseinsparung von knapp 8 Gramm.
Neues Gewicht ohne Kiel damit jetzt 357 Gramm.

Und es gibt wohl noch weitere Optionen, wie z. B. besonders leichte Haube, besonderes Klebeband dafür u . a. - demnächst an dieser Stelle.

Das es so gelaufen ist, war für mich vorteilhaft.
In Inheiden standen die lieben Segelfreunde schon mit einem breiten Grinsen am Boot und der "sorgenvollen" Frage, wie denn dieser Schalter zur Zielsetzung "Gewichtsoptimierung " passen würde... :o
IMG_kl-20180512_100340396.jpg
IMG_kl-20180512_100340396.jpg (3.18 MiB) 5375 mal betrachtet
Was die Skipper - Qualitäten betrifft, dazu morgen Abend dann unter GMMC...

Gruß
Martin
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Re: MM Anachronist

Beitrag von MagicMatze »

Sehr interessant! Danke
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