Nordseetauglicher Micro Magic

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strungsmeier
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Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von strungsmeier »

Guten Tag allerseits.

Ich habe letzte Woche meine ersten Micro Magic bei eBay gebraucht erstanden, da ich noch ein Spielzeug für den diesjährigen Sommerurlaub brauchte. Die MM war das perfekte Boot für das volle Auto. Da unser Segelschiff in der Nordsee liegt wollte ich mit meiner MM abends eine Runde im Hafenbecken drehen.

Jetzt ist es ja so, dass einige Beschlagteile am Deck aus Metall sind. Hat jemand hier schon Erfahrung mit der Micro Magic im Salzwasser gemacht oder kann mir etwas über die korrosoins Anfälligkeit der Metallteile sagen?

Gruß Lukas
G11
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von G11 »

Hallo Lukas,

wie im richtigen Seglerleben hängt jetzt viel vom Material der verbauten Metallteile ab. Bei VA passiert weniger, bei den anderen mehr. Ich fahre aber auch häufiger an der Nordsee. Wenn Du das Boot hinterher ordentlich mit Suüßwasser abspülst passiert wenig. Wichtig ist dabei auch den Ruderkocker ordentlich durchzuspülen sonst setzt sich da Salz fest. Teilweise nehme ich das Ruder dafür sogar mal raus. Zum Beispiel nach der Abreise.
Ganz verhindern wirst Du die ein oder andere Rostnase aber sicher nicht.
Und pack Dir in jedem Fall ein Schwämmchen, Tempo oder ähnliches in den Rumpf!! Solle Wasser reinkommen ist das Salz im Boot wirklich deutlich schlimmer als außen!!!

Gruß
Andreas
strungsmeier
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von strungsmeier »

Hallo Andreas,

Danke für deine schnelle Antwort. Stimmt um den Ruderkoker sollte man sich kümmern, das wäre echt Arbeit den auszutauschen. Aber wenn das Boot und den Ruderkoker mit Süßwasser abspülen ausreicht ist das ja alles kein Problem.

Die Idee mit dem Schwamm im Boot ist auch eine sehr gute Idee. Ich wollte zusätzlich Empfänger und den Akku Pack in eine wasserfeste Schachtel packen. Der Vorbesitzer hatte einfach eine Spax Schraubenkiste eingebaut. Die gefällt mir aber nicht zumal kein Deckel vorhanden ist und die Kiste so eher die Funktion einer Badewanne übernimmt.

Wie habt ihr eure Elektrik im Schiff vor Wasser geschützt?

Und was kann ich tun damit möglichst wenig Wasser ins Schiff kommt? Ich meine vor allem bei der Schotdurchführung für das Vorsegel kann doch Wasser eintreten. Gibt es eine Möglichkeit diese Stelle halbwegs dicht zu bekommen?

Viele Grüße
Lukas
G11
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von G11 »

Hi Lukas,

bei dem Boot, dass ich auch im Salzwasser fahren lasse "hängt" die Elektronik einfach etwas höher im Schiff.

Bei der Fockschotöffnung gibt es noch 2 Optionen um sich weniger Wasser ins Schiff zu holen. Zum einen haben manche hier ein kurzes Rohr oder ähnliches verbaut so das die Öffnung teilweise erst etwa 10mm über Deck liegt. Außerdem ist die Durchführung oft so schmal, dass die Fokschot den Durchlass nahezu vollständig im Querschnitt ausfüllt. Beide MAßnahmen helfen, aber verhindern nicht 100%ig, dass Wasser eintritt.

Gruß
Andreas
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bora
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von bora »

Hallo Lukas,

ich war auch schon mit einigen MM im Salzwasser, z.B. zu Europameisterschaften in Spanien oder auf Madeira und ich kann dir versichern, sie leben alle noch. Aber deine Fragen sind absolut berechtigt.

Andreas hat schon viel beantwortet. Wenn du die Fockschotdurchführung z.B. mit einem dünnen Kunststoffrohr von einem Bowdenzug-Innenrohr (das kannst du dann unter Deck mit etwas Wärme in die gewünschte Richtung biegen) etwas enger und höher machst, dann kommt da selbst im abgetauchten Zustand kaum noch Wasser rein. Das meiste Wasser geht durch den Kabinendeckelrand. Da lohnt sich entweder Vaseline oder gleich komplettes Abkleben mit z.B: Cellpack von Graupner.

Die Ruderwelle würde ich vor dem Segeln schon gut einfetten. Beim regelmäßigen Segeln im Salzwasser ist es übrigens besser beim Bau nicht die engen Messingröhrchen, sondern die mit 2/10 Spiel zum Ruder einzubauen. Kugellager und Metallteile vorher einölen. Zusätzlich zu den Tipps von Andreas könntest du eventuell noch die Servos und den Empfänger mit Wet Protect einsprühen.

Nach dem Segeln alles süß abspülen, Ruder raus nehmen, Kiel nicht zusammen mit der Mutter festgeschraubt lassen. Das oder die gefahrenen Riggs am besten spätestens zuhause für einige Zeit flach in die Badewanne legen und danach alles schön trocknen lassen..

Die billigen Madenschrauben oder normale Kugellager werden trotzdem irgendwann etwas Rost ansetzen, aber das sind ja schnell lösbare Problemchen. Wichtig ist, dass die Ruderstange nicht im Koker festbackt. Das wäre eigentlich der größte Schaden, der entstehen kann.

Viel Spaß an der See!
Grüße
Ralf
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strungsmeier
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von strungsmeier »

Hi Ralf,Hi Andreas

Danke für eure ausführliche Antwort.

Bezüglich des Bowdenzug-Innenrohres. Meint ihr die Kunstoffrohre von Modellflugzeugen wo die Servostange durchgeführt wird?

Bild

Das sind meine Maßnahmen:

Links ist die alte Kiste für Akku und Empfänger. Diese wird nun durch die graue, wasserfeste, Elektroinstallationskiste ersetzt.

Ein Servo für das Segel weil das alte zu schwach war. Leider hat sich beim Test ergeben, dass das Servo einen defekt hat. Da es am Dienstag aber schon in den Urlaub geht werde ich wohl meine Comtesse kurzfristig um ein Servo erleichtern müssen :roll: .

Einen dicken Schwamm falls doch Wasser reinkommen sollte

Und einen Tesafilm mit Kante zum reißen, um den Deckel abzukleben.

Ich denke mit den Maßnahmen ist meine Mm bereit in See zu stechen.

Viele Grüße
Lukas
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Marco
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von Marco »

Hallo Lukas,

bei mir ist das ein Kunststoffrohr:
MM Fockschotdurchführung.JPG
MM Fockschotdurchführung.JPG (212.75 KiB) 4904 mal betrachtet
Bezüglich der Absicherung der Komponenten gegen Salzwasser würde ich gar nicht soviel aufwand treiben.

Ich habe meine Empfänger oben an der Kieltasche:
MM Empfänger 1.JPG
MM Empfänger 1.JPG (213.05 KiB) 4904 mal betrachtet
MM Empfänger 2.JPG
MM Empfänger 2.JPG (298.48 KiB) 4904 mal betrachtet
Da sollte eigentlich kein Wasser hinkommen, es sei denn dein Boot läuft voll!

Als ich meine MM zuletzt im Salzwasser gefahren habe, habe ich Empfänger und Akku in kleine Plastiktüten verpackt und diese mit Kabelbindern zugeschnürt.
Das lässt sich dann auch problemlos rückstandsfrei wieder entfernen, um für die Regatten wieder Gewicht einzusparen.
Deine Aufputzdose ist sicherlich eine Idee, aber wo willst du du in der MM verstauen?

Poste doch mal ein Foto deiner MM und natürlich von ihrem Innenleben. Dann können wir dir vielleicht konkretere Tips geben.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Spaß beim Seesegeln!!! ;)

Grüße

Marco
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bora
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von bora »

Oha Lukas,

damit kannst du ja ein U-Boot versorgen ;)

Ganz so schlimm wird es nicht kommen. Wenn du vorher mal im Waschbecken testest, ob der Kielkasten und die Ränder dicht sind, dann wird mit abgeklebtem Kabinendeckel nur noch minimal Wasser ins Boot kommen.

Die dicke Kiste würde ich weglassen. Ob das Tesa auf feuchten Oberflächen hält, kann ich nicht beurteilen. Deshalb unten nochmal ein Foto vom Cellpack. Das gibt es nicht nur von Graupner, sondern auch von anderen Lieferanten. Man kann es abziehen, um z.B. den Akku zu tauschen und es anschließend selbst auf‘s feuchte Deck nochmal draufkleben. Nur um die Größenordnung zu demonstrieren, ein Schwämmchen, wie ich es im Boot habe - stammt ursprünglich aus irgendeinem Lötset. Das Röhrchen ist normalerweise der innere Teil eines leichten Kunststoffbowdenzugs. Darauf wird normalerweise der Gabelkopf geklemmt oder geklebt.Es ist so dünn, dass max. ein Draht mit 0,8mm Durchmesser rein passt. Die Schotschnur dichtet das Röhrchen so ab, dass praktisch kein Wasser mehr durchkommt, vor allem, wenn das Röhrchen etwas länger ist. Ich würde es allerdings oben nicht viel mehr als 5mm aus dem Deck ragen lassen und stattdessen eine 90° Kurve biegen und es unter Deck in Richtung des Servoarms ausrichten. Die Schot sollte nicht senkrecht zur Kante des Röhrchens ziehen, besonders nicht rund um die Mittellage.

Bei meinen Booten sind die Fockschotdurchführungen alle so gemacht, nur etwas weiter vorne durchs Deck und an den Baum, dafür direkt vom Hebelarm und ohne Umlenkung der Fockschot. Ich bin damit bisher auch bei schwachem Wind ganz gut zurechtgekommen.

Schönen Urlaub!
Ralf
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strungsmeier
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von strungsmeier »

Guten Abend allerseits,

Ich bin von dem vielem Feedback und den Ratschlägen echt beeindruckt. Vielen Dank :o

Mein Plan ist eigentlich den Deckel vorm Segeln zu zu kleben. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht wie lange das Schiff mit 4 AA Akkus fährt. Über einen nötigen Akkutausch habe ich mir jetzt während des Törns ehrlich gesagt keine Danken gemacht. :? Hat jemand vielleicht eine grobe Fahrzeit mit 4 AA Akkus?

Den Schwamm werde ich noch etwas zuschneiden. Aber im Baumarkt war es der Günstigste und man weiß ja nie wo für man sowas noch gebrauchen kann.

Anbei schicke ich euch noch ein Foto von meiner Micro Magic. Vielleicht kommt euch ja eine gute Idee wie man es dem Wasser schwer machen kann ins Bootsinnere zu gelangen.
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Vielen Dank für eure Hilfe und einen guten Start in die Woche
Lukas
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Marco
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Re: Nordseetauglicher Micro Magic

Beitrag von Marco »

Hey,

das ist eine Classic und so wie es aussieht in ausgezeichnetem Zustand. Meine siehst du ja im Headerbild! ;)
Die musst du nach dem Salzwasser wirklich ordentlich abduschen, da das Rigg ist aus Alu ist.
Die 4 AA-Akkus reichen locker einen ganzen Tag!

Grüße

Marco
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